Alleinerziehend in Deutschland: Meine Erfahrungen samt Zwangsräumung…

Liebe Leser,

aufgrund der Diskussionen in den sozialen Medien wurde ich von einigen Lesern gebeten, einen eigenen Beitrag zu meinen Erfahrungen als Alleinerziehende Mutter in Deutschland mit der BEDINGUNG „zahlungswilliger Papa“ zu schreiben.

Denn alle denken immer, dass der fehlende Unterhalt von zahlungsunwilligen Vätern das einzige Problem ist, und die Herde von schreienden Mamas ihre Klappe halten, wenn der Staat das eine Problem nur endlich gelöst hat.

Gott bewahre, ich will mitnichten irgendetwas gegen die weltdringende Änderung sagen, die hoffentlich bald umgesetzt wird. Denn der Unterhaltsvorschuss auch für „große“ Kinder (was man ja nicht wirklich mit zehn /zwölf ist, oder?) wird viele Mütter enorm entlasten und viele bittere Tränen des Kampfes trocknen lassen.

Aber leider sind dies nicht die einzigen Probleme, die ich erfahren habe.
Denn auch, wenn der Papa von meiner Maus absolut das Gegenteil von einem Rabenpapa ist (er kümmert sich enorm, zahlt mehr als er muss, jetzt wo er es kann…), habe ich erfahren, wie SCHEIß EGAL MAN EINER BEHÖRDE SEIN KANN:-(

Wenn  man alleine das Geld für die Miete wuppen muss, ist man als aller erstes schon mal folgendes:

Sehr, seeehr unbeliebt bei Vermeitern, Versandhandel und vor allem: Arbeitgebern.

Mit letzterem habe ich erfahren, wie ein hinterhältiger Arbeitgeber eine Mutter in den finanziellen Abgrund schießen kann:

Nachdem ich wirklich oft gefehlt hatte (dank meiner Endometriose, die damals noch nicht erkannt war und der Borreliose meiner Tochter, die mich ebenfalls zwei Monate am Stück zu Hause hielt), wurde ich zu einem Gespräch in der Personalabteilung gebeten.

Mir wurde eine Stunden lang vorgetragen, was für Strapazen meine Kolleginnen in ertragen müssen, weil sie meine Arbeit mit erledigen müssen. Viele wären selber schon vor Überlastung krank, da solle ich mal sehen, was ich da angerichtet hätte…

Und ich unterschrieb zitternd und mit Tränen in den Augen einen Auflösungsvertrag, der, so hieß es, mit dem Arbeitsamt abgesprochen wäre und mich nicht sperren würde…

Denkste.

Der Auflösungsvertrag war der Mitarbeiterin im besagten Amt wirklich so was von egal, das könnt ihr nicht glauben.
„Sie wurden nicht gekündigt? Na, dann sind wir vorerst auch nicht für Sie zuständig!“. Und ich konnte Stein und Bein schwören und heulen, dass ich das Ding nie unterschrieben hätte, wenn ich nicht versprochen bekommen hätte, das ich nicht gesperrt sein würde. Das interessierte die Dame einen Scheiß.

Und es blieb nicht nur bei den drei Monaten Strafzeit, die ich gesperrt sein sollte.

Nachdem diese Zeit um war, musste ich den normalen Antrag stellen, um Arbeitslosengeld zu bekommen.

Dies tat ich also. Und musste Nachweise über Nachweise erbringen. Was ja nicht gerade unbekannt ist.

Nur: Ungefähr die Hälfte meiner Sendungen an die Sachbearbeiterin im Arbeitsamt kamen nie bei ihr an.

Das Nirvana der Behörden hat immer wieder einiges verschluckt, sogar die Post von meinem Anwalt (!).

Letztlich bekam das Amt nach sechs Monaten Streitereien ein notarielles Einschreiben, und keine weiteren sechs Wochen später war mein Arbeitslosengeld bewilligt.

Jetzt düft ihr mal rechnen:

Ja, ich hatte in der Tat ACHT MONATE lang kein Geld.

Und nein, man kann nicht zum Jobcenter gehen, denn da bekommt man die liebevolle Aussage: „Sie sind doch arbeitslos, nicht „HartzIV“, dann können wir nicht für Sie tun“.

Es gab kein Übergangsgeld, keine Vorrauszahlungen, die wenigstens dem Grundsatz zum Überleben gedient hätten.

Es folgten eine Zwangsräumung meiner Wohnung sowie diverse Pfändungen und Mahnverfahren wegen ausbleibenden Versicherungsbeiträgen, Gebühren etc.

Seit dem bin ich ein finanzielles Wrack.

Der Gipfel des Behördenwahnsinns war der Moment,  in dem ich dann in der Tat einen Teil des Geldes, welches mir in den acht Monaten Behördenwahnsinn zustand, auf mein Konto bekam.

Und es nicht nur von den gierigen Gläubigern einbehalten sondern auch mal direkt vom Jobcenter (ich war inzwischen „HartzIV“) auf die folgenden Leistungen angerechnet wurde.

Muhahaha, wo bleibt der Clown des Sarkasmus? ICH BEKOMME SCHULDEN VOM AMT BEGLICHEN UND DAS AMT SELBST RECHNET ES SICH AN?????

Ich zittere heute noch vor Wut, wenn ich das schreibe!!!

Wie kann ein Land nur so doof sein, und so etwas zulassen???

Übrigens: Eine neue Wohnung hätte ich nach der Zwangsräumung nicht bekommen. Denn wer will schon eine Mutter, die ihre Miete nicht zahlt?

Ihr seht, es kann in diesem Land wirklich scheiße laufen…

Dank Deva haben meine Maus und ich es nie aushalten müssen, ohne Dach überm Kopf und ohne Essen aushalten müssen. Er hat viele tausend Euro in uns „investiert“ und uns vor dem lebhaften Ruin bewahrt.

Er ist der beste Mensch auf der Welt, das könnt ihr mir glauben!!!:)

Übrigens, wer in eine solche Notsituation gerät, kann sich an den Verband der Alleinerziehenden wenden, dort bekommt man kompetente und liebevolle Hilfe. Und steht nicht als Bettler da.

Und mekt Euch:

NEVER EVER IRGENDWELCHE VERTRÄGE UNTERSCHREIBEN. IMMER ERST EINEN ANWALT GEGENCHECKEN LASSEN!!!!

Und Anträge beim Amt am besten ab dem ersten Tag mit Hilfe eines Anwalts stellen. Es kann nie schaden, ernst genommen zu werden;)

Liebe Grüße

Eure Mira

Foto:
Dmitry Kalinovsky / shutterstock

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