Als ich mein Glück in Kaufhäusern suchte – Was hat Kaufsucht mit Identitätssuche zu tun?

Liebe Leser,

heute werdet ihr Euch in zwei Parteien teilen:
Die einen, die mein früheres Problem kennen und die anderen, die davon genervt sind, vor allem, wenn es den Partner betrifft;)

Und zwar meine ich das weit verbreitete Problem, dass den Namen „Kaufsucht“ verpasst bekommen hat.

Ich persönlich finde den Namen sehr unzulänglich, denn er beschreibt eher die Symptome als das eigentliche Problem. Denn bei der Kaufsucht geht es nicht um den Vorgang des Kaufens selbst, sondern um das Gefühl, dass einen überkommt, ein bestimmtes Produkt mit nach Hause zu nehmen.

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Foto: Rolf Handke / pixelio.de

Die Werbung versucht uns tagtäglich einzureden, dass wir uns Lebensgefühle und Identitäten ganz einfach kaufen können. Doch können wir das wirklich?  Einige unter uns haben verlernt, die eigene Identität zu erkennen und suchen in der Welt bzw. außerhalb von uns danach …

Man stromert durch Kaufhäuser und SUCHT (KaufSUCHt – der letzte Wortteil kommt nicht von sonstwo^^) nach Dingen, die unserer Meinung nach, das Gefühl bzw. die Identität vermitteln, die wir uns wünschen. Die uns akzentuieren. Die einem Befriedigung verschaffen, Selbstvertrauen schenken, ein Image verpassen, den Selbstwert erhöhen, uns einen Splitter „heile Welt“ nach Hause bringen.

Die Probleme, die folgen können, sind je nach Ausprägung sogar sehr gravierend, es kann bis zu einem wirtschaftlichen Totalschaden führen,wenn nicht rechtzeitig das Problem erkannt und BEHANDELT wird.

Aber was soll eine Behandlung bringen, und wie kann sie aussehen?

Vor allem muss ein Problem gelöst werden:

Die eigene Identität darf nicht mehr länger AUßEN gesucht werden. Wie in einer dekorierten Wohnung, Klamotten, Schmuck etc.

Man muss wieder lernen, sich selber zu spüren, ohne dass man dafür länger Hilfsmittel in Form materieller Gegenstände braucht.

Die eigene Identität sollte sich bilden dürfen, ohne dass man dafür Geld ausgibt.

Ich weiß noch, wie ich jedes Buch, welches mit dem Thema „Heilpraktiker“ zu tun hatte, kaufte, weil ich in mir die geborene Heilpraktikerin sah…

Und jedes mal, wenn ein Buch in meinem Regal zu Hause verschwand, war ich wieder erneut auf der Suche.

Mein Lieblingsmittel, dass ich heute noch anwende, wenn ich mal wieder ein wenig Selbstsuche benötige, sind COLLAGEN.

Hier ein paar Beispiele:

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Und damit habe ich die Dinge, mit denen ich meine, dass sie mich äußerlich ausmachen würden, sogar bei Bedarf in der Handtasche dabei. Was aber dazu gehört:

Vielleicht mit Hilfe dieser Collagen herausfinden, was einen da genau anspricht.

Und dann weiter: Warum suche ich solche Dinge?
Will ich etwas bestimmtes verkörpern? (Bei mir war es lange: der Typ „Schauspielerin“, als ich als Statistin am Theater Trier auf der Bühne stand,,,)

Will ich weiter eine Welt um mich bauen, die mir in der Realität unerreichbar scheint?

Es ist sehr schwer, dieses Dilemma für sich selbst zu erkennen, denn meist hat man es mit einer sehr tiefen Sehnsucht zu tun, die da nach Aufmerksamkeit schreit.

Um weiter bei meinem Beispiel zu bleiben:

Ich sehnte mich schon als kleines Kind nach Applaus und Anerkennung von anderen Menschen. Ich brauchte Bestätigung und Lob und hatte eine ungemein große Angst, für diese Welt ein Nichtsnutz zu sein und lediglich anderen zur Last zu fallen.

Also suchte ich, da dies so leicht ist, in der Welt des Shoppens die Dinge, die dazu führten, dass ich mich „einzigartig“ fühlte. Und nützlich.

Tja, was hat es mir gebracht?

Eine angefangene Ausbildung zur Heilpraktikerin, die ich mangels Geld und der nötigen Lerndisziplin abbrechen musste. Ein riesigen Haufen Bücher, der sage und schreibe einen Kubikmeter Platz in meiner Wohnung einnahm (!). Und Schuldgefühle. Denn natürlich leuchtete es mir irgendwann ein, dass ich mich da in etwas verrannt hatte, nur um mich sinnvoll und geliebt zu fühlen.

Aus dieser Spirale kam ich übrigens erst raus, als ich mich in einer Tagesklinik in einer Gruppe mit anderen Leuten austauschen konnte. Und da wurde mir die Alternative mit den Collagen gezeigt.

Aber Achtung: Dies ist nicht die eigentliche Therapie, denn ich verlagere ja lediglich meine Symptome auf etwas weniger ruinierendes;)

Helfen kann da nur eine ggf. geführte Auseinandersetzung mit der eigenen Existenzfrage. Und die begann für mich erst, als ich Deva kennen lernte.

Und genau den habe ich einfach mal gebeten, seine Gedanken zu dem Thema „Kaufsucht“ aufzuschreiben:


Kaufsucht ist vom Prinzip her anderen Süchten, wie Rauschgiften, Sexsucht und weiteren, sehr ähnlich.

Wir versuchen unserer Welt zu entfliehen, weil wir glauben, diese nicht mehr aushalten zu können und uns gleichzeitig nicht in der Lage sehen, etwas wesentliches an ihr zu ändern.

Wir beamen uns für kurze Zeit in eine „Traumwelt“, in der wir den Schmerz nicht geliebt zu werden oder ausgeschlossen / allein zu sein, nicht fühlen. Dieses Gefühl können wir unabhängig von Freundschaften und Partnerschaften haben.

Erst wenn wir unsere Verantwortung für unsere Situation annehmen, können wir sie auch verändern.

Und erst dann können wir schauen, woher wir die Motivation bekommen, voranzugehen.

Zur Kaufsucht

Wenn wir den Gedanken loslassen , irgendetwas besonderes können zu müssen, um geliebt zu werden, ist es vorbei mit der Kaufsucht. Dann sind wir bereit zu erkennen, was uns ausmacht.

Häufig sind es gerade die Dinge, die uns extrem leicht fallen, die unsere Stärken beinhalten. Diese nehmen wir aber als so natürlich wahr, dass wir dies nicht sehen.

Ich kann allen Betroffenen nur nahe legen sich professionelle Unterstützung zu holen. Und ich bin mir bewusst, dass es für sehr viele bereits ein unbeschreiblich schwerer Schritt ist, sich einzugestehen Hilfe zu brauchen bzw. es nicht allein zu schaffen.

Ich sage mir immer „Wenn Gott gewollt hätte, dass wir es allein schaffen, hätte er jedem Menschen einen eigenen Stern geschenkt.“

 


 

Ganz liebe Grüße!
Eure Mira und Deva:-)

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