Always On! Wie Kinder und Jugendliche Smartphones nutzen
Wie wird das Smartphone im Alltag genutzt?
Welche Potenziale und Gefahren stecken dahinter?
Wie wirkt sich die digitale Kommunikation auf das Miteinander im Freundeskreis und in der Familie aus?
Diesen und weiteren Fragen sind Forscher der Universität Mannheim im Auftrag der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) nachgegangen. Die Ergebnisse der neuen LfM-Studie „Mediatisierung mobil. Handy- und mobile Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen“ sind nicht nur spannend sondern ebenso besorgniserregend:
Gut ein Fünftel der Befragten nutzen ihr Handy auffällig stark; fast jeder Zehnte wurde als „suchtgefährdet“ eingestuft!
Prof. Dr. Peter Vorderer: „Viele sind in der Lage, auch längere Zeit ohne das Handy oder Smartphone auszukommen. Etwa 21 Prozent der Kinder und Jugendlichen weisen jedoch eine sehr starke Bindung auf.“ Dies äußere sich unter anderem dadurch, dass sie „ständig an das Mobiltelefon denken, es auf neue Nachrichten überprüfen oder zum unspezifischen Zeitvertreib nutzen.“ Acht Prozent von ihnen seien so stark involviert, dass sie „als suchtgefährdet bezeichnet werden müssen“.
Die hohe Smartphone-Nutzung hat deutliche Auswirkungen auf die Beziehung zu Gleichaltrigen: Als positive Effekte für Freundschaften untereinander nennen die Wissenschaftler z. B. das gemeinsame Anschauen von Fotos und Videos oder das gemeinsame Handyspielen. Allem voran kommt dem Handy aber eine herausragende Bedeutung als Kommunikationsmittel zu, das die Bindungen untereinander stärkt, so Dr. Dorothée Hefner. Hier liegt aber auch die Schattenseite der vermehrten Handynutzung: Cybermobbing, Sexting und Happy Slapping sind dabei Verhaltensweisen mit besonders weitreichenden Folgen für die Heranwachsenden. Auffällig ist laut Dr. Karin Knop die Angst, etwas zu verpassen und aus dem Kommunikationsfluss ausgeschlossen zu sein (Fear of missing out, FoMO): Dieser Aspekt wird hauptsächlich zur Erklärung für eine unkontrollierte, extreme und risikoreiche Smartphonenutzung angeführt. Wenn Kinder und Jugendliche zusätzlich einen hohen Anpassungsdruck an ihren Freundeskreis verspüren und dieser Freundeskreis eine ‚Always-on‘-Mentalität lebt, lassen sie sich besonders stark durch ihr Handy ablenken.
Smartphone in der Familie: Fluch UND Segen
Zwar besitzen Kinder und Jugendliche bei der Handhabung von Geräten und Apps oft einen Wissens- bzw. Bedienungsvorsprung vor Eltern und Lehrkräften – eine Tatsache, die für LfM-Direktor Dr. Jürgen Brautmeier jedoch einen aufholbaren Rückstand darstellt: Die Studie zeigt, dass die Zielgruppe ihr Smartphone hauptsächlich für das mobile Internet, zur Kommunikation und für menschliches Miteinander nutzen. In den letzten beiden genannten Punkte haben Erziehende wiederum einen Vorsprung, den sie nutzen sollten um mit Kindern und Jugendlichen über die Verwendung ihres Smartphones ins Gespräch zu kommen.
Unsere selbstkritische Meinung dazu:
Wie sieht es mit unserer Handynutzung aus?
Nutzen wir Eltern es beim Auto fahren? Beim Essen? Beim Fernsehen??? (…)
Kinder lernen vor allem durch Nachahmung, wenn wir also wollen, dass unsere Kinder nicht ständig mit ihrem Smartphone beschäftigt sind, sollten wir es ihnen vorleben.
Wie sieht es mit unserer Kommunikation aus?
Kommunizieren wir untereinander? Beim oder nach dem Essen …
Unsere Kinder laufen Gefahr sich immer weniger zu unterhalten und wortreich auszutauschen. Viel Kommunikation wird schriftlich und in einer Art eigenen „Steno- und Bildchensprache“ übers Smartphone ausgetragen.
Wie sieht es mit unseren Freizeitbeschäftigungen aus?
Nutzen wir technische Medien zur Entspannung und Unterhaltung oder reichen wir uns selber, können wir mit uns alleine sein?
Können wir Eltern, ohne einen Blick auf das Handy zu werfen, den Abend gestalten?
Können wir uns beschäftigen, ohne dabei ständig mit der ganzen Welt in Kontakt zu stehen?
Und halten wir es aus, einer Freundin NICHT sofort zu antworten?
Je mehr wir lernen ohne technische Medien uns zu beschäftigen, um so größer die Chance, dass es unsere Lieben es uns gleich tun.
Auch uns Eltern würde es sicher gut tun, eine bestimmte Zeit mal auf das Handy zu verzichten. Die schönen Fotos vom Ausflug kann man auch mal mit einer Kamera ohne Handyfunktion machen;) Und unsere Kinder werden es genießen, die ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen.
Quelle: http://www.lfm-nrw.de/service/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2015/2015/oktober/always-on.html
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