Bestandsaufnahme 2016 – Mira Mondstein Revival
Liebe Leser,
einige folgen mir nun schon seit bald vier Jahren! Das ist eine recht lange Zeit und bei Püppilotta und mir war das letzte Jahr besonders heftig.
Wie im letzten Jahr um diese Zeit herum möchte ich auch dieses Jahr eine Art „Bestandsaufnahme“ verfassen, was mein Leben und mich betrifft.
Also, wo fängt man am besten an?
In meinem Falle beim Körper:
Denn dieser hat in den letzten 6 Monaten besonders viel weggesteckt:
Eine Not-OP, in der 20cm Darm und 71 Endometrioseherde entfernt wurden.
Drei Monate Ileostoma, in denen ich viel abgenommen und leider viel zu wenig Nährstoffe aufgenommen habe.
Dann die Rückverlegung des Stomas, eine OP, die sehr schmerzhaft war.
Mich zieren nun vier Bauchnarben, die fast wie ein Smily angeordnet sind, und lassen mich immer wieder daran denken, was für ein Glück ich habe, dass ich dank toller Ärzte noch am Leben bin:-)
Meine Haare sind dünn und brüchig geworden, deswegen habe ich nun eine relativ kurze Frisur.
Außerdem lassen sich jetzt nicht mehr die weißen Haare verstecken, die sich unter das braun-dunkelblond der anderen mischen^^Aber ich kann mich einfach nicht zum Färben überwinden…
Da habt ihr den Vergleich, vorher mit meinen geliebten langen Haaren, jetzt ein peppiger Bob:)
Es ist immer noch sehr ungewohnt, so kurze Haare zu haben, aber irgendwie fühle ich mich dank der Frisur gleich viel weniger „Mädchen“, und mehr als gestandene Frau *g*.
Was physiologisch am schlimmsten seit den Operationen ist: Ich habe keine Bauchmuskeln mehr!!! Wenn wir schwimmen gehen, geht mein Unterkörper unter wie eine Bleiente, da ich ihn nicht hochhalten kann…
Mental:
Ja. Mental habe ich viel Holz gelassen. Denn nicht nur die Krankheit und ihre Folgen, sondern vor allem dieser riesen Mist, den das Arbeitsamt gebaut hat, hat mich extrem unter Druck gesetzt.
Über sechs Monate (!!!) habe ich kein Geld bekommen, bis dann das Jobcenter eingesprungen ist.
Es hieß immer wieder, ich hätte keinen Antrag gestellt!!! Dabei sind die Anträge drei, vier, fünf und sechs per Einschreiben von meinem Anwalt eingereicht worden.
Was soll man dazu noch sagen???
Kein Einkommen zu haben, also wirklich nichts, bis auf 190 Euro Kindergeld im Monat hatte diese Folgen:
- Püppilotta und ich wurden aus unserer Wohnung in Saarburg geklagt
- Die Krankenkasse bekam keine Beiträge für mich, wodurch ich NICHT EINMAL MEHR KRANKENVERSICHERT WAR!!!!!
- Wegen der Zwangsräumung musste ich mein Hab und Gut bei verschiedenen Nachbarn in Telgte im Keller unterbringen. Es ist schrecklich, keinen Zugriff auf seine PERSÖNLICHEN DINGE ZU HABEN!!!!!
- Deva hat uns ja bei sich aufgenommen, wir haben also zu dritt auf knapp 60qm gewohnt. Ein Kinderzimmer gab es nicht…
- Püppilotta musste sich in einem neuen Kindergarten eingewöhnen. Okay, das ist mehr als gut gelungen, da sie ihren neuen Kiga einfach nur LIEBT:-) Trotzdem ist so etwas ja immer eine Belastung für den Kinderkopf.
- Ich werde bald eine PRIVATINSOLVENZ anmelden, denn aus ursprünglichen 2000 Euro Mietrückstand, Versicherungsbeiträgen und Telefonrechnungen sind inzwischen dank vieler Anwaltsgebühren und Gerichtskosten mehr als 15.000 Euro geworden!!!
Ich platze immer noch vor Wut, wenn ich darüber nachdenke, dass nur ein idiotisches bürokratisches Problem in einem Amt mein ganzes Leben versaut hat.
Genau so komme ich nicht darüber hinweg, dass mir eine Oberärztin in Merzig nach der dritten Bauchspiegelung an den Kopf knallte, meine Bauchschmerzen wären nur ausgedacht… Ein halbes Jahr später hatte die Endometriose meinen Darm zerfetzt.
DANKE. DANKE. DAAANKE. *kreisch*
Finanziell:
Unfassbar viele Schulden. Und zwar nicht nur bei Gläubigern, denen ich als Mensch total egal bin, sondern auch bei Deva, der Püppilotta und mich die letzten acht Monate versorgt hat. Und das tut weh. Deva verzichtet auf so vieles, damit wir leben können. Und meckert nie.
Vor einer Woche kam übrigens die Nachzahlung vom Arbeitsamt, über die ich allerdings dank der PFÄNDUNGEN auf meinem Konto nicht verfügen konnte, bis die Schuldnerberatung diese freigegeben hatte.
Das heißt, man muss sich diese Bescheinigung holen (bei der Caritas), diese bei der Bank einreichen und warten, bis die Pfändungsabteilung den Freibetrag im System eingestellt hat. Erst danach kann man Überweisungen tätigen und am Geldautomaten über SEIN EIGENES Geld verfügen. Das ist vielleicht ätzend!!!
Und da ich ja sowieso so eine „Phase“ habe, ist genau dieses entscheidende Formular von der Dame am Schalter nicht in die Pfändungsabteilung, sondern in ihr eigenes Postfach geschickt worden…
Ich wartete also vier Tage vergebens auf die Freigabe meines Geldes. Das macht müde, verzweifelt und sehr, sehr wütend.
Diese WUT, die in mir köchelt, sucht sich immer wieder Wege, sich auszudrücken. Zum Beispiel mit Nervenflattern, Zähneknirschen und Panikattacken.
Wobei wir eigentlich wieder beim Körper wären^^
Familie / Freunde:
Ja, es geht! Man kann sich mit einem Kleinkind in eine neue Stadt, eine neue Beziehung, eine neue Familie begeben.
Und das ist unfassbar bereichernd, solange man sein Herz öffnet.
Wir haben also jetzt nicht nur einen tollen Partner bzw. Freund (für Püppilotta ist Deva super wichtig geworden, wobei sie NIE vergisst, wer ihr Papa ist, den sie auch oft vermisst!!).
Mit Devas Eltern haben wir eine wunderbare Oma und einen grandiosen Opa dazubekommen. Ich liebe diese beiden total, sie sind nicht nur sehr herzlich, sondern auch äußerst hilfsbereit!!
Deva hat mit seinem Papa unsere neue Wohnung renoviert, die neue / alte Küche (die gab es für 30 Euro bei Ebay) aufgebaut uns diverse handwerkliche Kleinigkeiten repariert.
Das ist eine wirklich anstrengende Zeit gewesen, und ich bin unfassbar dankbar.
Die Großeltern von Püppilottas Papa-Seite haben auf die Maus aufgepasst, als ich wochenlang nach den OP´s außer Gefecht gesetzt war und der Papa selber arbeiten musste.
Und das auch sehr spontan, denn geplant hatten wir ja das ganze Szenario nicht… Püppilotta fühlte sich dort immer sehr wohl, wodurch ich mich letztendlich besser fühlte, obwohl ich mich total nach ihr zerrissen habe:-(
Hier in Telgte haben wir tolle neue Freunde gefunden. Die Gespräche mit ihnen sind Balsam für meine Seele und das Netzwerk ist super.
Püppilotta hat sogar schon ihren ersten besten Freund *seufz*!!! Die zwei sind einfach nur goldig zusammen:-)
Liebe:
Ja, was haben Deva und ich in unseren ersten gemeinsamen 12 Monaten für einen SCH*** erlebt. Umso erstaunlicher, bzw. schöner ist es, dass sich nichts an unserer Beziehung geändert hat.
Oder sagen wir mal so:
Man lernt durch Katastrophen vielleicht sogar noch mehr, die Zeit wertzuschätzen, in denen man zusammen sein kann. Ohne Angst um das Leben / die Existenz haben zu müssen.
Und oft denken wir das gleiche, Deva kann oft genau vorher sagen, wie meine Reaktion sein wird oder spricht meine Gedanken vor mir aus, was mich immer wieder sehr erstaunt;)
Es ist wunderschön, sich in einer Beziehung so fallen lassen zu können. Ich meine, ich konnte, als ich noch das Stoma hatte, Deva zu Hilfe rufen, wenn da gerade die Kacke am dampfen war (im wahrsten Sinne des Wortes…^^). Und man fühlt sich mit diesem „Ding“ auch nicht wirklich besonders sexy.
Und Deva hat mich davon nichts spüren lassen. Im Gegenteil: Er hat sich in das Thema hinein gefühlt, oft sehr konstruktive Ideen eingebracht, die das Leben mit Stoma leichter machten:)
Ach, ich fasel hier was zusammen…
Ich will eigentlich nur folgendes sagen:
Ich bin unendlich dankbar und glücklich:-)
Wohnung:
Ja, Püppilotta und ich haben endlich wieder unser eigenes Reich!!!
Und es wird unfassbar schön.
Übrigens, bevor diese Frage unbeantwortet bleibt: Püppilotta und ich haben erst einmal unser eigenes Reich, damit wir uns mal erden und zur Ruhe kommen können.
Und wir haben keine Wohnung gefunden, in der die Praxis von Deva passt, das Kinderzimmer seinen Platz hat und die dann auch noch bezahlbar ist.
Aber was nicht ist, kann bzw. wird bestimmt noch werden;)
Zukunft:
Ja, da tut sich einiges: Ich werde meine Yogalehrerausbildung im Juli fortsetzen und mache derzeit eine AUSBILDUNG zur ONLINE-MARKETING-MANAGERIN:-)
Das passt natürlich wunderbar zum bloggen;) Im Moment inhaliere ich die Lektionen geradezu!!!:)
Es bleibt also spannend!!;)
Liebe Grüße und danke, dass ihr uns mental so herzig begleitet habt!!!
Eure Mira
Limalisoy
28. April 2016 at 22:08Ich verfolge dein Schicksal ja nun schon länger und fühle immer mit. Welch tolles Team du mit Deva bildest, habe ich ja nun schon 2 mal live erleben dürfen. Dass die Kleine in solch einer herzlichen Beziehung auch selbst zufrieden sein kann, ist wunderbar! Auch dass ihr auch trotz der Entfernung auch ein gutes und achtenswertes Verhältnis zum Papa und seiner Familie habt, ist bewundernswert! Auch in unserem Leben ist sowas trotz Trennkng möglich, auch wenn es manchmal hart erarbeitet werden muss. Stabile Beziehungen gleich welcher Art sind so wichtig für das Leben- insbesondere dann, wenn viele andere Facetten des Lebens sehr schwierig sind. In diesem Sinne Durchhaltevermögen, viel Kraft und weiterhin unendlich viel Liebe!!!
Yvonne
Mamamulle
14. Dezember 2016 at 22:45Du hast ja einiges erlebt… =(