Erziehung – Kinder brauchen Grenzen – Wir auch!!!

„Kinder brauchen Grenzen!!!“

Nein, den Wagen nehmen wir SO nicht mit!!!;)

 … das hört sich erstmal ganz banal an und was soll daran neu sein? -Stimmt, neu ist dieses Thema nun wirklich nicht. Doch erfahre ich in meiner Arbeit immer wieder, dass es den Eltern schwer fällt, Grenzen zu setzen.

Wir als Eltern wollen unsere Kinder glücklich sehen und glücklich machen, um uns nicht als „schlechte“ Eltern zu fühlen. Nicht zuletzt, weil wir uns als verletztes Kind immer wieder sagten, dass wir dies oder jenes mal anders machen wollen.

Zudem ist es eine Chance bzw. Herausforderung uns und unsere Bedürfnisse und Grenzen neu zu entdecken. – Dieser Prozess kann uns allerdings ganz schön zu schaffen machen. Er ist eine große Lernaufgabe und Chance, unsere Grenzen und somit uns immer besser kennenzulernen.

Ich gehe davon aus, dass alle Eltern nur das Beste für ihr(e) Kind(er) wollen. Und gleichzeitig agieren wir häufig aus sehr eigennützlichen Motiven, z.B. weil wir gerade den eigenen Schmerz aus unserer Kindheit, die Angst und die Trauer nicht aushalten können.

Dabei brauchen unsere Kinder Grenzen, da diese ihnen Sicherheit geben. Wenn wir sie nicht setzen, „fordern“ wir unsere Kinder (ungewollt) dazu auf, immer weiter zu gehen, wobei sie „ständig“ unter eine Art Anspannung stehen, da sie jederzeit mit einer Grenzsetzung rechnen müssen.

Erst wenn sie auf unsere Grenze stoßen, können sie sich wieder entspannen. – auch wenn sie häufig dazu neigen, zuvor einen Aufstand vom Zaun zu brechen. Vielleicht kennt ihr diese Situation: … dass Baby will bzw. kann nicht in seinem „großen“, weiten Kinderbett schlafen.

Dieses muss erst begrenzt werden, am besten mit einem oder zwei größeren Ringkissen. (Wir wollen hier nicht anraten, unseren Babys, alle möglichen Sachen ins Bettchen zu legen.) Denn erst dann fühlen sie sich sicher, sie spüren ähnlich wie im Mutterleib die Grenzen „ihrer Welt“.

Unsere Kinder testen immer wieder unsere Grenzen

Unserer Kinder testen uns immer wieder aus, bis sie wissen, wie weit sie bei uns (Mama und Papa), Oma, Opa, Geschwister etc. gehen können. Bei uns Erwachsenen zeigt es sich zum Beispiel, indem wir testen, wem wir wie weit vertrauen können bzw. wem wir was erzählen können.

Unsere Kinder, wie auch die von anderen Eltern, sind uns dankbar, wenn wir ihnen verständnisvoll und wertschätzend Grenzen aufzeigen.

Gute Eltern zu sein, heißt also nicht seinen Kindern alle Wünsche zu erfüllen, selbst wenn man dies könnte. Einst der größten Geschenke bedeutet es für unsere anvertrauten Wesen, wenn wir ihnen „aus Liebe“ Grenzen aufzeigen. (Wir empfehlen hierzu das Buch „Nein aus Liebe!“ von Jesper Juul)

Zum einen gibt es sehr persönliche, körperliche Grenzen, wie z.B. ob wir unser Kind noch auf dem Arm tragen wollen bzw. können. Zum anderen gibt es auch erziehungstechnische, wie z.B. wie lange sie Fernsehen dürfen.

Die erziehungstechnischen Grenzen sollten von uns Eltern abgesprochen werden, damit wir unsere Kinder nicht einladen uns gegenseitig auszuspielen.

Wenn wir unsere Bedürfnisse auf Dauer hinter die unserer Kinder zurückstecken, „opfern“, wir uns auf. Und wenn wir es ihnen vorleben, ist die Chance, dass sie es uns nachmachen extrem groß. Denn Kinder lernen vor allem durch Nachahmen. Das fehlende Grenzen setzen, ist meiner Meinung nach zum großen Teil für die Schwierigkeiten in unseren Schulen verantwortlich.

Hierbei möchte ich mich nun aber nicht als jemand mit einem erhobenen Zeigefinger verstanden wissen. Ich bin mir sehr bewusst, dass alle Eltern (und Kinder) ihr Bestes geben, wodurch es für mich auch keine Rolle spielt, warum wir, unsere Eltern oder deren Eltern … diese Grenzen nicht gesetzt haben.

Allerdings würde es uns und unseren Kindern sehr gut tun, wenn wir jetzt unseren ganzen Mut und Kraft zusammennehmen und damit anfangen immer mehr auf uns, unsere Bedürfnisse und unsere Grenzen zu achten und uns trauen, uns unseren Gefühlen zu stellen.

P.S.: Als ich als Trainer in den neuen Bundesländern tätig war, hatte ich eine Klasse junger enttäuschter Teenies. Ich bekam viel von ihrem Frust ab. Ich ließ anders als meine Trainerkollegen nicht alles durch, sondern forderte sie immer wieder auf, sich auf den Unterricht zu konzentrieren und ihre Stricksachen und Zeitschriften wegzulegen.

Als der Kurs vorbei war, erzählten sie mir, dass ich für sie der „sympathischste“ und beste Lehrer war. Weil ich ihnen durch meine Auseinandersetzung mit ihnen zeigte, dass sie mir wichtig sind. Damals hatte mich diese Aussage noch sehr verwundert.

Später habe ich diese Erfahrung noch häufiger als Lehrer mit meinen Schülern gemacht. Hier findet ihr einen Beitrag, in dem ich an einem konkreten Beispiel Hilfestellung gebe: „Mein Kleiner bringt mich auf die Palme“

Werbung: Unser Buch

Mehr dazu, eure Kinder bindungsorientiert und liebevoll in die Selbstständigkeit zu begleiten, findet ihr in unserem Buch „Glückliche Kinder brauchen entspannte Eltern“ welches im Humboldt-Verlag erschienen ist.

Viel Mut und Verständnis wünscht Euch Deva (Familientherapeut, Persönlichkeitsentwickler und Trainer für Gewaltfreie Kommunikation)

5 Comments

  1. AnnaDiaries

    22. April 2015 at 9:45

    Grenzen bei Kindern ist immer schwer, finde ich. Ich habe echt immer Probleme das durchzusetzen, auch wenn ich weiß, wie wichtig es ist. Ich versuche allerdings mich zu bessern 😀 Vorallem weil meine Tochter gerade eine Phase hat, in der sie gerne mal versucht mehr raus zu schlagen, als sie bekommen sollte. Mal sehen, wie sich das noch entwickelt hier.

    1. Mira

      22. April 2015 at 9:48

      Danke für Deinen Kommentar:-)
      Ich finde es auch enorm schwer… Deva hilft mir sehr viel mit seiner Erfahrung, aber oft wenn ich allein bin gebe ich sehr schnell nach. Und ich bin froh, dass es mir nicht alleine so ergeht;)
      LG
      Mira

  2. tinted ivory

    25. April 2015 at 12:06

    Ich kann dir nur voll und ganz zustimmen! Liebevoll und konsequent, aber Grenzen. Ein Kind muss sich reiben können, braucht den Rahmen den Eltern vorgeben um gesund aufzuwachsen. Ich halt so gar nichts von laufen lassen und dann nur zu reagieren wenn was schief läuft. Klare Ansagen, klare Umsetzung und sofortiges Eisnchreiten wenn bestimmte Regeln überschritten werden.
    Ein Kind ist nicht mein Freund, muss es auch nicht sein. Ich bin Elternteil und habe nunmal das Sagen. Mein Motto: Ich bin Häuptling, das Kind ist der Indianer.
    Anmerkung: Drei eigene (26, 12 und 7), zwei Stiefkinder (14 und 13).

    Liebe Grüße, Eva

  3. Lisa Doneff

    3. April 2016 at 7:35

    Interessanter Artikel. Ich finde auch das man Grenzen setzen muss, aber immer mit einem gewissen Einfühlungsvermögen und Verständnis. Liebevoll Grenzen setzen ist oft eine große Herausforderung aber wenn man es schafft bringt es einem selbst und die Kids extrem weiter 🙂

  4. Wimmelköpfchen

    12. April 2016 at 18:51

    Der Artikel ist schön geschrieben. Ich glaube es fällt vielen Eltern, wie Du schon bereits im Artikel erwähnst, schwer Grenzen zu setzen, weil sie die Situation in dem Moment selber nicht ertragen. Das Quengeln, Nörgeln, die Tränen und der damit verbundene Stress sind in diesem Moment nur schwer mit Ruhe hinzunehmen. Und ja, körperliche Grenzen sind ebenso wichtig wie erzieherische. Durch körperliche Grenzen erfährt ein Kind sich selbst, spürt sich und lernt somit seinen Körper kennen. Das wirkt sich nicht nur auf die Seele, sondern auch auf Wahrnehmung und Motorik aus.

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