Welchen Einfluss hat die Geburt auf unser Leben?

In Bezug auf unseren Workshop „Kommunikation im Kreissaal“, der auf unserer Elternbloggerkonferenz, der WestFam stattfinden wird, kamen Mira und ich vorab auf das Thema Geburt zu sprechen. Allen Eltern geht es darum unseren Kindern eine sanfte und sichere Geburt zu ermöglichen, was nicht selten unbewusst aus unseren eigenen, häufig traumatischen Geburtserfahrungen, herrührt. Nachfolgend findet ihr meine Erfahrungen und Kenntnisse, u.a. aus meiner Arbeit als Therapeut zu diesem Thema.

Früher dachte man, Neugeborene wären wie ein ungeschriebenes Blatt. Und absolut gefühlslos. Wenn kleine „Eingriffe“ eingenommen wurden, wurden diese ohne Betäubung  vorgenommen. Schreien und Weinen wurden als Reflexe abgetan, so als ob sie noch kein Schmerzempfinden hätten. Heute weiß man, dass sie bereits im Mutterleib ganz viel mitbekommen, und diese „Erfahrungen“ häufig ihr späteres Leben beeinflussen.

Schwangerschaft

Im Mutterleib nimmt der Embryo alle Gefühle der Mutter wahr, ob Angst, Trauer, Freude oder Schmerz. Die Gedanken zu den Gefühlen bleiben den Embryos/Fötus dagegen verborgen und beziehen alle auf sie, so wie in ihren ersten Lebensjahren.

Wenn eine werdende Mutter, durch einen Todesfall im engeren Verwanden- oder Bekanntenkreis sehr viel Traurigkeit während der Schwangerschaft fühlt, was vollkommen verständlich ist, wird das heranwachsende Kind später das Leben sehr wahrscheinlich mit viel Trauer und Schmerz verbinden und dies somit immer wieder in sein Leben ziehen. Es sei denn, viele „positive“ Ressourcen, wie z.B. eine enge und liebevolle Bindung zur Mutter (und Vater) nach der Geburt, überlagern die traurigen Gefühle. Wir können uns wie eine Festplatte vorstellen, die während der Schwangerschaft/Geburt mit viel schmerzhaften Erfahrungen beschrieben wird. Die spätere Liebe beschreibt nun die Festplatte mit ganz viel positiven Gefühlen und daraus entstehenden Überzeugungen. Dies hebt mit der Zeit immer mehr die Chance, dass der Lesekopf der Festplatte immer häufiger auf ein positives Gefühl/Überzeugung trifft als zuvor.

Wer sich gerne über weitere mögliche Trauma im Mutterleib informieren möchte, kann sich meinen Beitrag „Der allein geborene Zwilling“ zu Gemüte führen.

Geburt

Kreissaal

Wenn es medizinisch nicht zu riskant ist, sollte das Neugeborene nach der Geburt erstmal auf dem Bauch oder in dem Arm der Mutter liegen, falls der Bauch gerade nicht geht. Dieser „erster“ Kontakt ist ein wichtiger Schritt in Bezug auf die Bindung zwischen Mutter und Kind sowie für die folgenden sehr prägenden Monate. Gott sei Dank ist dies mittlerweile in den allermeisten Geburtskliniken der Fall. Unsere Geburt ist mit das „aggressivste“ Erlebnis in unserem Leben, wir kommen aus einer sehr kleinen und überschaubaren Welt (der Gebärmutter), in der wir uns sicher, fühlen, die Geräusche (Herztöne, Atem, Organe…), die Stimme der  Mutter/Eltern kennen.

Wenn wir „geboren“ sind, ist es in der Regel sehr hell und laut und zudem sind da so viele unbekannte Eindrücke und „Weite“, was dem Neugeborenen Angst macht. Es ist wie Sterben, ein Eintritt in eine unbekannte Welt.

Hausgeburt

Bei Hausgeburten wird deswegen, so kenne ich es zumindest noch von der Geburt meiner Tochter, der Raum abgedunkelt und nur Kerzenlicht verwendet. Im Hintergrund lief bei uns ruhige und entspannende Musik, die wir auch schon während der Schwangerschaft häufig gehört hatten. So wollten wir unserer Tochter, die Unterschiede zur Welt im Mutterleib, abmildern.

Kaiserschnitt

Bei einem Kaiserschnitt geht es besonders darum, die eh negativen Rahmenbedingungen der Geburt, viel Licht und häufig auch Zeitnot durch eine möglichst „RUHIGE“ Geburtsatmosphäre auszugleichen und der „hilflosen“ Mutter und dem Ungeborenen mit viel Wertschätzung zu begegnen. Verständnisvolle Frauenärzte klopfen, sofern es die Zeit zulässt, nach dem Aufriss der Bauchdecke an der Gebärmutter an, um dem Fötus auf den bevorstehenden „Gewaltakt“ vorzubereiten. „Da reißt jemand den Himmel auf und reißt dich aus deiner Welt.“

Typische Überzeugungen die bei der Geburt entstehen:

Wenn wir geholt werden, verstärkt es die Überzeugung, „wir haben versagt, wir schaffen es nicht allein“.

Wenn die Geburt eingeleitet wird, kann die Überzeugung „wir haben keine Zeit“ daraus übernommen werden.

Nichtdestotrotz bin ich der festen Überzeugung, dass wir als Eltern, Hebamme und Ärzte nur unser Bestes geben können und wenn es dann doch eine eher traumatische Schwangerschaft oder Geburt wird, die daraus resultierenden Erfahrungen und Überzeugungen, so wenig Lebensfreude sie auch ausdrücken mögen, dann für das Kind wichtig sind, um seine Persönlichkeit zu entwickeln und seine Aufgabe zu finden.

Dies kann sich z.B. darin zeigen, dass ein Baby mit der möglichen Überzeugung „Ich habe keine Zeit“ in seinem Leben alles daran setzt „die Entscheidungsfreiheit sucht über seine Zeit frei zu verfügen bzw. Zeit für sich zu finden“.

In diesem Sinne alles Liebe

Euer Deva

Beitragsfoto: Erich Kasten  / pixelio.de

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