Oh je, ich habe ein Schreibaby

Oh je, mein Baby schreit nur!

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Erich Kasten  / pixelio.de

Eine gute Freundin hat vor wenigen Wochen ein Baby geboren. Da war die Freude gut, doch nun stellt sich heraus, es ist ein „Schreibaby“. Es schreit fast den ganzen Tag hindurch, manchmal bis tief in die Nacht hinein.

Dass Neugeborene schreien ist zwar normal, doch wenn sie über Stunden hindurch schreien, geht es schnell an bzw. über die Grenzen der Eltern. Ich war selber so ein Schreibaby, es ging so weit, dass mein Vater eine kleine Terrasse, die sie sich mit meinem Patenonkel teilten durch eine Mauer abtrennen musste. Schnell stellt sich bei der Mutter Hilflosigkeit und Verzweiflung sich ein. Häufig denken sie, dass ihr Baby schreit, weil sie etwas falsch zu machen. „Wenn sie nur wüssten was“.

Und natürlich dauert es nicht lange, bis sich der Stress auf den Vater ausgeweitet hat. Was generell natürlich auch anders herum geht.

Manche Eltern sind bereits nach wenigen Wochen soweit mit ihren Kräften am Ende, dass sie sich nicht vorstellen können, irgendwann noch ein Baby zu bekommen. Kein Wunder. Die Mutter meiner Tochter und ich wechselten uns vor allem vom Abend bis in die frühen Morgenstunden mit dem Herumtragen und Singen ab. Wir sangen ihr das Lied Que serra vor, welches wir ihr schon während der Schwangerschaft dauernd vorspielten.

Das dauernde Schreien kann viele Ursachen haben. Zur Beruhigung der Eltern ist es zuerst aber vor allem wichtig, ausschließen zu können, dass das Baby irgendwelche körperliche Probleme, wie Bauchweh, Hunger, oder eine Allergie hat. Es ist übrigens ein altes, doch auch sehr hartnäckiges „Gerücht“, dass die meisten Babys wegen Blähungen schreien, es ist vielmehr so, dass die Kinder durch das „Luft schlucken“ beim Schreien Blähungen bekommen.

Fachkräfte, wie Ärzte und Psychologen gehen davon aus, dass Reizüberflutung neben traumatischen Erfahrungen während der Schwangerschaft, eine häufige Ursache für das Schreien ist. Das heißt, die Babys brauchen einen besonders regelmäßigen Tagesablauf mit vielen „Ritualen“ und wenig Veränderungen.

Eine weitere Hauptursache für das Schreien ist eine traumatische Schwangerschaft. Dabei kann es sich um große Probleme in der Partnerschaft, Mobbing auf der Arbeit oder Verluste von geliebten Menschen handeln. Alle Föten sind so eng mit dem Körper der Mutter verbunden, dass sie alles fühlen, war ihre Mutter fühlt. Dadurch werden die grundsätzlichsten Überzeugungen über das Leben getroffen, wie zum Beispiel „Leben bedeutet Schmerz“, „Leben bedeutet Trauer“, Leben bedeutet Angst“ … . Und falls der Fötus nicht allein war und seinen Zwilling verloren hat, führt dies natürlich auch wieder zu Lebensüberzeugungen, wie „Ich bin nicht liebenswert“, „Leben bedeutet Verlust“, etc.

Diese Traumata werden dann vor allem nach der Geburt mit der Zeit immer bewusster und führen zu Ängsten und anderen „psychischen Schmerzen“, die sich im Schreien zeigen. Eine andere Ausdruckmöglichkeit hat das Neugeborene nicht!

Einerseits ist es für Eltern so unerträglich, weil es sie an die eigenen Verletzungen und damit verbundene Trauer erinnert. Zum anderen ist es die Sorge etwas falsch zu machen und somit das Schreien zu „verursachen“. Hilfreich ist es hier sich bewusst zu machen, dass es dem Baby gut geht und es einfach die Chance braucht ihren Schmerz herauszuschreien. Das einzige, was das Baby in solchen Fällen braucht, ist, nicht allein zu sein. Je entspannter die Mutter und/oder der Vater dabei bleiben, umso schneller wird sich das Baby wieder beruhigen und so schneller wird die Schreiphase vorübergehen. SEHR hilfreich ist es dabei regelmäßig und relativ tief zu atmen ohne beim Atmen Pausen zu machen.

Doch nicht selten wissen sich die verzweifelten Eltern nicht anders zu helfen, als ihr Baby zu schütteln. Dies kann zu  einem Schädel-Hirn-Trauma, auch Schütteltrauma genannt, führen. Dabei wird das Baby an Armen oder am Brustkorb festgehalten und der Körper und damit der Kopf hin und her geschüttelt. Im schlimmsten Fall führt dieses Schütteln zum Tod des Babys.

Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass betroffene Eltern sich weitere Unterstützung suchen, wenn sie es allein nicht schaffen. Das hat nicht das geringste mit Versagen zu tun! Diese Unterstützung könnt ihr bei Beratungsstellen, auf Schreibabys spezialisierte Kinderärzte sowie Schrei-Ambulanzen finden. Adressen von Schreiambulanzen erfahrt ihr über das zuständige Jugendamt bzw. Erziehungsberatungsstellen, Kinderkliniken und Kinderärzte/-ärztinnen.

Unter https://www.schreibaby.de/adressen-fuer-eltern-von-schreibabys findet ihr eine Übersicht über Schreiambulanzen, und unter

http://www.kinderaerzte-im-netz.de/aerzte/suche.html könnt ihr nach Postleitzahl oder Ort nach Kinderärzten in eurer Nähe suchen.

Wenn gar nichts mehr geht, kann man übrigens auch in dieser Notsituation schlichtweg den Notruf wählen.

Ich wünsche Euch viel Gelassenheit und Vertrauen

Euer Deva

Ps. Falls ihr betroffen seid, stehe ich euch gerne für Fragen zur Verfügung.

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